So sieht die Realität in
Deutschland aus
Die
grausame Realität ist leider so, daß Millionen von Legehennen
auf engstem Raum ihr Dasein fristen müssen und nach spätestens
1,5 Legejahren aufgrund angeblich abnehmende Legeleistung
geschlachtet werden. Die meisten von ihnen haben immer noch
weniger als die Fläche eines A4-Blattes zur Verfügung - trotz
Abschaffung der Legebatterien, denn sie leben in Gruppenhaltung (größere
Käfige, in die mehr Hühner gestopft werden) oder in
Bodenhaltung (9 Tiere je m²).Sie sehen nie das Licht der Sonne
oder spüren den frischen Rasen unter ihren Füßen, können
nicht scharren, nicht sand- und sonnenbaden, wie Hühner es
eigentlich so gern tun, können auch nicht in Ruhe ihre Eier
legen, ja sie können sich noch nicht einmal strecken. Weil sie
so eng und reizlos gehalten werden, picken die eigenen und die
Federn der Artgenossinnen aus, verstümmeln sich selbst. Die
Hähnchenküken werden gleich zu Beginn getötet, d. h. vergast
oder zerhäckselt, denn sie können ja keine Eier legen.
Und Masthuhnküken werden nie erwachsen,
sie werden im Alter von gut drei Monaten geschlachtet. Sie sind
noch Teenager, haben erst 3/5 ihrer "Kindheit" hinter
sich. Auch hier werden oft die männlichen Küken von vornherein
getötet, da sie nicht so massig Fleisch ansetzen wie die
weiblichen Küken. Masthühner haben nur den einen Zweck,
nämlich geschlachtet und verzehrt zu werden oder - getötet und
aufgefressen, etwas unschöner ausgedrückt. Warum sollte man sie
also irgendwie "artgerecht" halten? Warum ihnen in
ihren drei Monaten ein glückliches Leben ermöglichen? Nein, sie
sind von Menschen für Menschen gezüchtet worden, und das
wirtschaftliche - d. h. profitgierige - Denken erfordert es, sie
auf engstem Raum zu halten und sie nicht einma erwachsen werden
zu lassen. Sie werden meistens beim Problem der Hühnerhaltung
und der Legebatterien noch nicht einmal bedacht. Wer weiß schon,
daß sein Hühnerfleisch in einem Burger oder sein Broiler vom
Verkaufswagen eigentlich ein Kind noch war, zuwendungsbedürftig
und lebenslustig? Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe
schon manches Masthuhn aufwachsen sehen, diese anhänglichen
Tiere, die gut daran tun, nicht so viel zu futtern, damit sie
nicht allzu früh an Leberverfettung sterben.
Warum wird den Hühnern überhaupt so etwas angetan? Sollten wir
es im 21. Jahrhundert wirklich nicht besser machen können?
" Es gibt einen besseren Ort dort draußen - irgendwo
hinter diesem Hügel." Ihre emotionsgeladene Stimme
schwappte über. Sie schwelgte wieder in ihren Phantasien. "Und
alles ist groß und weit und es gibt viele Bäume. Und Gras.
Könnt ihr euch das vorstellen? Kühles, grünes Gras!"
Ginger verlor sich in ihren Träumen.
(Henne Ginger in: Weiss, Ellen: Chicken Run - Hennen Rennen.
Junior Roman. Nürnberg 2000, S. 23.)